Kita Natura – Hummelwiese
Bauernhofkindergarten in Telgte, östliches Münsterland (Nordrhein-Westfalen)
Auf dem Hof Tieskötter zwischen Telgte und Warendorf-Einen plant Kita Natura für August 2024, dass der Bauernhofkindergarten Hummelwiese mit Unterstützung durch die Bewirtschafter, Familie Tieskötter, seinen Betrieb aufnehmen kann.
Gruppengröße: 20 Kinder
Altersstruktur: drei Jahre bis Schuleintritt
Betreuungszeiten: Montag bis Freitag von jeweils 7:30 Uhr bis 14:30 Uhr (insgesamt 35 Wochenstunden)
Ziele + Schwerpunkte
Tiere haben eine besondere Wirkung auf Kinder, unabhängig davon, ob es sich um Nutz-, Haus- oder Wildtiere handelt. Ein Tier begegnet einem Kind völlig frei von Vorurteilen. Sie verfügen, anders als unsere Gesellschaft, über kein Normen- und Wertesystem. Das macht ihre Botschaften für Kinder klar verständlich und nachvollziehbar. Zeigen sich die Kinder liebevoll und respektvoll im Kontakt mit den Tieren, so zeigen auch die Tiere entsprechende Reaktionen. So lernen Kinder auf natürliche Weise Normen und Werte zu entwickeln, die auf einen respektvollen Umgang miteinander abzielen.
Tierbegegnungen und Hoferlebnisse
Die kleinen Ferkel, die morgens wie angestochen durchs Stroh flitzen, tagsüber mit ihren Geschwistern Kräfte messen und abends behütet bei der Muttersau unter der warmen Rotlichtlampe einschlafen, ähneln dem Verhalten von Kindern ungemein. Ein Grund, weshalb Kinder in nur kurzer Zeit eine enge Verbindung zu den Tieren spüren.
Der Hof Tieskötter ist allerdings kein Streichelzoo und auch kein Gnadenhof. Die sichere Distanz zu Großtieren zu halten, gehört genauso dazu, wie der respektvolle Umgang mit kleinen, kuscheligen Tieren. Die Kinder sollen authentisch lernen können, wann man ein Tier besser nicht auf den Arm nimmt und wann streicheln und krabbeln erwünscht ist. Auch das Thema der Schlachtung können und möchten wir nicht ignorieren. Auf Hof Tieskötter wird seit mehreren Jahrzehnten damit gewirtschaftet, Nutztiere zu halten, zu schlachten und im Anschluss zu vermarkten.
Ein Tier von der Geburt an zu begleiten, ihm beim Wachsen zuzusehen und es gehen zu lassen, trägt zu einer objektiven Meinungsbildung bei, ob man tierische Produkte konsumieren möchte. Wir vom Team verherrlichen weder den Lebensweg eines Nutztieres, noch dramatisieren wir ihn. Die Themen Tod und Vergänglichkeit bedürfen einer sensiblen und kindgerechten Aufarbeitung, wobei wir Pädagoginnen uns als Unterstützerinnen und Begleiterinnen verstehen. Die Hoftiere sind die täglichen Wegbegleiter der Hummelwiesen-Kinder. Sie bieten ihnen große Potentiale, sich weiterzuentwickeln und profitieren selbst von der vielen Herzlichkeit, die Kinder gegenüber Tieren aufbringen.
Natur erleben
Im Sonnenlicht schillernde Federn finden, leuchtend-bunte Pilze bestimmen, den intensiven Geruch von wilden Kräutern wahrnehmen – all das sind Primärerfahrungen, die Kinder tagtäglich im Umgang mit der Natur machen. Der ganzheitliche Kontakt zu Feld, Wald und Wiese ermöglicht es den Kindern, die Prozesse unserer Umwelt zu entdecken, zu erforschen und zu verstehen. Wir Erwachsenen bieten ihnen die dafür nötige Unterstützung, um die Welt Stück für Stück besser begreifen zu können. Da wir den Großteil des Tages draußen an der frischen Luft verbringen werden, haben die Hummelwiesen-Kinder die Möglichkeit, jede Jahreszeit mit allen Sinnen intensiv zu erleben und zunehmend bewusster wahrzunehmen.
Dass zum Winter nicht nur die eisige Kälte in den Fingerspitzen gehört, sondern auch die Pfützen, die zu kleinen, natürlichen Eislaufbahnen werden, verinnerlichen Kinder mit jedem vergangenen Kitajahr mehr. Sie lernen aus erster Hand, was es bedeutet, auf dem Eis zu schlittern, das Gleichgewicht zu halten und doch auch mal auszurutschen. Wieder aufzustehen und erneut versuchen, nicht zu fallen, stärkt Kinder in ihrem Handeln und in ihrer intrinsischen Motivation. Im nächsten Winter dann schon annähernd eine Pirouette zu drehen, lässt Kinder stolz sein und an ihren Herausforderungen wachsen.
Nicht nur das Immunsystem profitiert nachhaltig vom Kontakt mit der Natur. Auch das Umwelt- und Erfahrungswissen, das Gefühl für den eigenen Körper, das Selbstbewusstsein, die Kreativität und nicht zuletzt die Gefühle von Freiheit und Lebendigkeit werden durch die Naturerfahrungen nachhaltig positiv beeinflusst.
Bauernhofkindergarten Hummelwiese
Der Hof Tieskötter schenkt dem Bauernhofkindergarten Hummelwiese inmitten von Feld, Wald und Wiese ein bezauberndes Zuhause. Er liegt rund fünf Autominuten von Einen und rund zehn Autominuten von Telgte entfernt, wodurch sich das Einzugsgebiet auf die Stadt Warendorf und die Stadt Telgte aufteilt. Durch die Bushaltestelle „Tieskötter“ ist der Hof auch mit dem Regionalbus R11 aus Warendorf, Müssingen, Einen, Telgte und Münster ohne Probleme zu erreichen.
Vom Hof selbst sind sowohl Felder als auch Wiesen, Wald und die nahegelegene Ems einfach zu Fuß zu erreichen. Auf rund 25 ha Ackerland und Wald haben die Hummelwiesen-Kinder die Möglichkeit, Landwirtschaft aus erster Hand ganzheitlich zu begreifen und Ruth und Frank Tieskötter bei ihrer Arbeit durch das Jahr zu begleiten.
Teil dieser tierfreundlichen und kleinbäuerlichen Landwirtschaft sind zum Teil alte Nutztierrassen wie die Husumer Sattelschweine. Aber auch Rinder, Wollschweine, Schafe, Hühner, Esel, Hunde und Katzen erfüllen den Hof mit Leben. Die daraus erwirtschafteten Produkte wie naturbunte Eier, das Fleisch der Sattelschweine, Rinder und Lämmer sowie Honig und Wildkräuter werden von der Familie Tieskötter direkt ab Hof vermarktet.
Das Kindergartengelände wird auf der Streuobstwiese direkt angrenzend an den Hof seinen Platz finden. Hier laufen zurzeit noch die Schafe, welche im nächsten Jahr dann unsere direkten Nachbarinnen sein werden. Nur ein Zaun trennt uns von der wollig-weichen Herde. Der Zaun dient außerdem dazu, dass kein Kind unbeaufsichtigt in den Gefahrenbereich der Maschinen oder Tiere kommen kann. Auch die K17 wird durch den Zaun und den dichten Bewuchs eines Mischwaldstreifens unzugänglich.
Der erwähnte Mischwaldstreifen gegenüber dem Gelände wird uns natürlichen Schatten spenden, sodass uns die Mittagssonne im Sommer nicht erreichen wird. Der geplante Bauwagen wird uns die Möglichkeit geben, bei Unwetter einen gemütlichen Raum zu haben, in dem die Kinder sich aufwärmen und zurückziehen können. Lässt das Wetter es aber zu, sind wir den ganzen Tag über an der frischen Luft.
Um weitere bildliche Einblicke in den Gründungsprozess zu erhalten, folgen Sie uns bitte auf Instagram: @bauernhofkita_hummelwiese
Vorbereitung auf die Schule
Das letzte Kindergartenjahr ist sowohl für Kinder als auch für Eltern ein ganz besonderes Jahr. Ein Wechselbad aus Erwartungen und Vorfreude, aber auch Druck und Angst vor der Ungewissheit spielen eine Rolle. Über all dem schwebt der Begriff der “Schulfähigkeit”. Die entscheidende Frage sollte in diesem Zusammenhang sein, ob das Kind fähig und bereit ist, ein Schulkind zu werden. Um diese Frage am Ende des letzten Kitajahres bejahen zu können verfolgen wir nachfolgende Ansätze.
Einerseits legen wir einen hohen Wert darauf, dass dem angehenden Schulkind die neue Bildungseinrichtung bereits bekannt, im besten Fall sogar schon vertraut ist. Für die Kitazeit bedeutet das, eine enge Kooperation mit den ortsansässigen Grundschulen zu pflegen. Dabei ist denkbar, gemeinsame Aktionen wie Vorlesenachmittage, gegenseitige Besuche oder den Einsatz von Schulpaten anzustreben.
Andererseits ist es uns wichtig, den angehenden Schulkindern bewusst Zeit zur Vorbereitung auf den kommenden Umbruch einzuräumen. Dazu zählt die regelmäßig stattfindende Schulkindergruppe. Hier bietet sich die Zeit und der Freiraum, anspruchsvollen Tätigkeiten nachzugehen, langfristig an Projekten zu arbeiten und ungestört umfangreichen Geschichten zu lauschen. Ganz nebenbei entwickelt sich die Bereitschaft, im Sommer ein neues Kapitel des Lebens zu beginnen.
Wichtig ist uns dabei, nicht den Kindergarten zur Schule zu machen, sondern die Entwicklung einer angemessenen Haltung gegenüber gestellten Aufgaben, die Freude am Lernen und ein positives Selbstwertgefühl sowie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen.